[Gespräch] Ein Gespräch zwischen Lisa Hofmann und Olaf Metzel, moderiert von Kea Wienand.

Inszenierte Bildräume und Raumbilder zwischen An- und Enteignung, Ab- und Anwesenheit – laute und leise Gesten, die sich auf Augenhöhe begegnen: 40 Jahre liegen sowohl zwischen den gezeigten Arbeiten als auch zwischen Lisa Hofmann und Olaf Metzel, deren Medialisierungen ungleicher nicht sein könnten. Und doch formulieren sie aus ihrer Zeit heraus unmissverständliche Haltungen: explizite Kommentare und deutliche Zeichen, die fernab glatt geschliffener oder teilnahmsloser Erinnerungskultur lebendige Arbeit an der Gegenwart leisten.

Die im Dialog stehenden Widersprüche der jeweils unterschiedlichen ästhetischen Ansätze, Narrative und Strategien eröffnen ein mediales und performatives Wechselspiel auf visueller wie konzeptioneller Ebene: Filmische Dispositive und Spurensicherungen, die urbane Realitäten sichtbar machen und nicht mit Projektionen enden, sondern als Medium der Reflexion brennende Fragen adressieren, dekonstruieren und uns – dem Publikum – einen Spiegel vorhalten.

Wir freuen uns sehr, dazu begrüßen zu dürfen:

Dr. Kea Wienand, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Dozentin am Institut für Kunst und visuelle Kultur der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Die Schwerpunkte ihrer Forschung und Lehre liegen in den Bereichen Kunst und Medien-/Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland, Post-/dekoloniale Studien und Transkulturalität, Gender Studies und queerfeministische Kunstwissenschaft, Künstlermythen und Erinnerungskulturen.
Seit 2013 ist sie Mitherausgeberin der online-Zeitschrift FKW// Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, http://www.fkw-journal.de
Gastprofessuren und Lehraufträge an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Universität Konstanz und Wien sowie der Hochschule für Künste Bremen. Kunstvermittlerin an verschiedenen Institutionen, u.a. documenta 12, Kassel, sowie Mitorganisatorin diverser Symposien, u.a. ReSaVoir. Bilder im Spannungsfeld von Kultur, Politik und Erinnerung an der Universität Oldenburg.

[Vortrag]Gürsoy Doğtaş: »Interieur – im Wohnzimmer der Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei«

In einer spektakulären künstlerischen Aktion „raubt“ der Künstler Ulay am 12. Dezember 1976 das Gemälde „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg aus der Neuen Nationalgalerie (West-Berlin) und deponiert es in der Wohnung einer Familie aus der Türkei. Mit dieser Aktion wollte er auf die prekäre Lebenssituation der Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei aufmerksam machen, wird der Künstler später sagen. Allerdings bleibt die Familie nur ein passives Element seiner Aktion. Der Vortrag erforscht, wie die Wohnungen der Arbeitsmigrant:innen von selbst gut gemeinten Kunstaktionen zu zweifelhaften Projektionsflächen wurden.
 
Gürsoy Doğtaş, Kunsthistoriker, arbeitet parakuratorisch an den Schnittpunkten von Institutionskritik, strukturellem Rassismus und Queerstudies. Neben vielen Ausstellungen verantwortete er Gurbette Kalmak / Bleiben in der Fremde (2023) im Taxispalais Innsbruck, The kültüř gemma! issue des Parabol Art Magazines (2021) und ko-kuratierte das Symposium Das Recht auf Erinnern und die Realität der Städte in Nürnberg (2021).
 
Im Anschluss daran freuen wir uns, Sie zu einer Führung durch die Ausstellung “Lisa Hofmann / Olaf Metzel” begrüßen zu dürfen:
 
Unterschiedliche Gesten und Reflexionen, die allgegenwärtige Ausgrenzungsmechanismen und unsere Verstrickung darin vor Augen führen – Sinfonien der Großstadt, true stories, die leider auf wahren Begebenheiten beruhen…
 
Gemeinsam mit den Kunsthistorikerinnen Ambra Frank und Luise Horn können Sie einen Blick hinter die Kulissen werfen, um historische wie aktuelle, ästhetische wie soziopolitische Hinter- und Beweggründe der Positionen der Ausstellung zu beleuchten. Die Führung vertieft Themen wie Medialisierungsformen der beiden gezeigten Werkkomplexe, das Aufzeigen von Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Handlungsräumen sowie performative Potenziale und Visualisierungen der unterschiedlich gelagerten Arbeitsprozesse.

Weitere Informationen zu Ambra Franks und Luise Horns Forschungsschwerpunkten und Tätigkeitsfeldern: https://www.kunstraum-muenchen.de/verein/

[Buchvorstellung und Gespräch] Albert Coers – Books to Do

Den Künstler Albert Coers treiben Bild und Text, Bücher als Material und Medium um, so dass neben einem plastisch-konzeptionellen Umgang auch Künstlerbücher und -hefte einen großen Anteil seines Schaffens ausmachen.

Im Kunstraum stellt er nun seine jüngstes, zusammen mit dem Künstler und Grafiker Andreas Koch gestaltetes Werk „Books to Do“ (Hatje Cantz, 2022) vor, das sein Interesse an diesem Medium widerspiegelt. Es ist keine übliche Werkmonografie, sondern ein Meta-Buch über seine bisherigen wie auch noch zu realisierenden Buchprojekte – in Form einer To-do-Liste; die Fülle an Ideen überrascht und macht Freude beim Lesen und Betrachten. Es lebe die Buchkunst!

Albert Coers und Alexander Steig sprechen an diesem Abend über das Buch „Books to Do“ und die Buchprojekte, die es noch umzusetzen gilt. „Books to Do“ kann anlässlich der Vorstellung signiert und ermäßigt (€ 30,00) erworben werden.

Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds, die Prinzregent-Luitpold-Stiftung und Rischart.

Hanne Darboven & Julia Gaisbacher Am Burgberg

Die Ausstellung Am Burgberg zeigt eine Gegenüberstellung von Werken der beiden Künstlerinnen. Die zwei neuen Arbeiten von Julia Gaisbacher beziehen sich auf Hanne Darbovens lebenslanges Wohn- und Arbeitshaus Am Burgberg in Hamburg.

In den 1960er Jahren hat Hanne Darboven (1941–2009) mit befreundeten Künstler:innen die Konzeptkunst begründet. Ihr zentraler Anteil besteht darin, dass es ihr gelang, eigenständige Methoden zu entwickeln, um Zeiträume – Tage, Monate, Jahre oder gar ein Jahrhundert – darstellen zu können. Die Ausstellung widmet sich neben diesem zentralen Aspekt der Zeit vor allem dem konkreten Ort dieser künstlerischen Praxis.

Julia Gaisbacher (*1983) erstellt für die Ausstellung zwei neue Arbeiten. Dafür recherchiert sie seit dem Sommer 2022 vor Ort in Hamburg-Harburg. Sie nähert sich dem Anwesen von Hanne Darboven mit fotografischen und filmischen Verfahren, führt im Rahmen dieses Artistic Research Interviews mit verschiedenen Wegbegleiter:innen und rekonstruiert die Kameraeinstellungen von Darbovens eigenem Film Der Mond ist aufgegangen (1982) in den Häusern der Künstlerin im Süden von Hamburg

Kuratiert von Luise Horn und Dietmar Rübel

Ermöglicht durch die Liebelt-Stiftung, Hamburg.

In Zusammenarbeit mit der Darboven Foundation und der Galerie Sprüth Magers.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Steiner-Stiftung München, das Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport der Republik Österreich sowie durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Julia Gaisbacher, Hanne Darboven: Am Burgberg, 2023

The exhibition juxtaposes work by the two artists as well as features two new pieces by Gaisbacher that make reference to Am Burgberg, Darboven’s lifelong residence and place of work in Hamburg-Harburg. 

In the 1960s, Hanne Darboven (1941–2009) founded Conceptual Art with her artist friends. Her key contribution to the emergence of Conteptual Art is that she succeeded in developing her own independent methods for the representation of periods of time—days, months, years, or even a century. In addition to this central aspect of time, the exhibition focuses in particular on the specific location of this artistic practice. 

Julia Gaisbacher (*1983) has created two new pieces for the exhibition which are the result of on-site research in Hamburg-Harburg since the summer of 2022. She has approached Hanne Darboven’s home with photographic and cinematic methods, conducted interviews with various companions for this artistic research, and reconstructed the camera shots of Der Mond ist aufgegangen in the streets of Harburg.

Curated by Luise Horn and Dietmar Rübel

Programm der Ausstellung:

Samstag, 25. November 2023

16:00 Uhr
Petra Lange-Berndt
Schreiben zwischen den Dingen
Vortrag über Hanne Darboven

17:00 Uhr
Michael Liebelt
Am Burgberg, 2000. 48 min
Ein Film mit Hanne Darboven
(der Regisseur wird anwesend sein)

18:00 Uhr
Julia Gaisbacher
Hanne Darboven: Am Burgberg, 2023. 45 min
(die Künstlerin und die beiden Interviewpartner:innen werden anwesend sein)

Sonntag, 3. Dezember 2023

18:00 Uhr
Gespräch mit den Kurator:innen Luise Horn und Dietmar Rübel

Program of the exhibition:

Saturday, November 25, 2023

4:00 p.m.
Petra Lange-Berndt

Schreiben zwischen den Dingen
(writing between things)
Lecture about Hanne Darboven

5:00 p.m.
Michael Liebelt

Am Burgberg, 2000. 48 min
A film with Hanne Darboven
(the director will be present)

6:00 p.m.
Julia Gaisbacher

Hanne Darboven: Am Burgberg, 2023. 45 min
(the artist and the two interview partners will be present)

Sunday, December 3, 2023

6:00 p.m.
Talk with the curators Luise Horn and Dietmar Rübel

Santiago Sierra / Franz Erhard Walther

En plein air, Performance-Reihe im öffentlichen Raum in Kooperation mit dem Kunstraum München.

Im 50. Jubiläumsjahr des Kunstraum München werden zwei Künstler aus unterschiedlichen Generationen zusammengebracht. Während Franz Erhard Walther als Pionier der Konzeptkunst und der Minimal Art gilt, erlangte Santiago Sierra durch provokante Installationen und politischen Aktivismus internationale Bedeutung. Für die Aktionen, die in Kooperation mit der Performance-Reihe En plein air im öffentlichen Raum stattfinden, wird Santiago Sierra an verschiedenen Orten in München (Kunstraum München, Terrasse am Haus der Kunst, Olympiapark, Isarauen) Geflüchtete aus Kriegsgebieten, die sich derzeit in München aufhalten, fotografieren lassen. Im Wechsel mit den Aktionen von Sierra finden Aktivierungen ausgewählter Objekte von Franz Erhard Walther statt. Der partizipative wie performative Charakter der Aktionen, die unterschiedliche Personengruppen mit einbeziehen, schafft nicht nur einen Dialog zwischen den beiden Künstlern, sondern vermag an ungewohnten Orten im öffentlichen Raum ein neues Publikum zu erschließen.

Kuratiert von Emily Barsi und Patricia Drück.

Mit besonderem Dank an Abdullah Al-Hawta und die Kriegsgeflüchteten aus den Unterkünften in Fürstenfeldbruck, Dauchau, Wolfratshausen und München.

Besonderer Dank auch allen Fotograf*innen, die an der Aktion beteiligt sind und an unsere Projektassistenz Philipp Haas.

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München sowie der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München und Bellevue di Monaco.

En plein air, performance series in public space in collaboration with the Kunstraum München.

Beginning: Sunday, September 10, 2023, starting at 3 p.m. Eight performances simultaneously at different locations, each Sunday, 3 p.m. – 4 p.m.

In the 50th anniversary year of Kunstraum München, two artists from different generations are brought together. While Franz Erhard Walther is considered a pioneer of conceptual art and minimal art, Santiago Sierra achieved international significance through provocative installations and political activism. For the actions, which will take place in public space in cooperation with the performance series En plein air, Santiago Sierra will photograph a larger number of refugees from war zones who are currently in Munich at various locations simultaneously. Alternating with Sierra’s performances, activations of selected objects by Franz Erhard Walther will also take place at these locations. The participatory and performative character of the actions, which involve different groups of people, not only creates a dialogue between the two artists, but is also able to open up a new audience in unusual places in public space.

Curated by Emily Barsi and Patricia Drück

With special thanks to Abdullah Al-Hawta and the war refugees from the shelters in Fürstenfeldbruck, Dauchau, Wolfratshausen and Munich.

Special thanks also to all the photographers involved in the action and to our project assistant Philipp Haas.

With the kind support of the Department of Arts and Culture, City of Munich, and the Cultural Foundation of the Stadtsparkasse München.

Santiago Sierra, Krauss-Maffei Raus, 2023

Performance Krauss-Maffei Raus von Santiago Sierra, 10. September 2023, Kunstraum München, Foto: Thomas Splett, 2023

Performance Krauss-Maffei Raus von Santiago Sierra, 10. und 24. September 2023, Haus der Kunst und Olympia Park, Foto: Julien Harfouche, 2023

Aktivierungen von Franz Erhard Walther, 8. Oktober 2023, Haus der Kunst, Foto: Massimo Fiorito, 2023

Aktivierungen von Franz Erhard Walther, 8. Oktober 2023, Kunstraum München, Foto: Thomas Splett, 2023

Performance-Programm:

10. September, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Haus der Kunst
15–16 Uhr, gleichzeitig, in Anwesenheit des Künstlers

24. September, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Olympiapark
15–16 Uhr, gleichzeitig

8. Oktober, Franz Erhard Walther: Aktivierungen
Haus der Kunst (15–16 Uhr) /
Kunstraum München (16:30–17:30 Uhr)

15. Oktober, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Isar
15–16 Uhr, gleichzeitig

7. Oktober
Künstlergespräch mit Franz Erhard Walther
19:00 Uhr, Kunstraum München

14. Oktober
Lange Nacht der Münchner Museen 2023
Ab 18:00 Uhr, Kunstraum München

Filmvorführung

Santiago Sierra
THE MAELSTRÖM, 2023

Mittwoch bis Sonntag während der Öffnungszeiten jeweils
16 Uhr / 18 Uhr
und nach Vereinbarung

Schedule of performances:

September 10, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Haus der Kunst

3–4 p.m., simultaneously

September 24, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Olympiapark

3–4 p.m., simultaneously, in the presence of the artist

October 8, Franz Erhard Walther: Aktivierungen
Haus der Kunst (3–4 p.m.) /

Kunstraum München (4:30–5:30 p.m.)

October 15, Santiago Sierra: Krauss-Maffei Raus
Kunstraum München / Isar
(Standort wetterbedingt abgesagt)
3–4 p.m., simultaneously

October 7
Artist talk with Franz Erhard Walther
7 p.m., Kunstraum München

October 14
Long Night of the Munich Museums 2023
From 6 p.m., Kunstraum München

Screening

Santiago Sierra
THE MAELSTRÖM, 2023

Wednesday–Sunday during opening hours at
4:00 pm / 6:00 pm
and by appointment

Filmstil: The Maelström, Santiago Sierra, 2023 © Santiago Sierra Studio
Santiago Sierra, 2021 © Santiago Sierra Studio

50 Jahre Kunstraum München – Sommerfest

Kunst – Musik – Performance – Ausstellung

Mit:
Mit: Agnostoman (aka Salewski) – DJ-Bike & DJ Ibuprophet – Glump & Giovanni Raabe – Hennicker-Schmidt – Anton Kaun plus Anna  McCarthy – Alexander Laner – Mediendienst Leistungshölle (Klaus Erika  Dietl und Stephanie Müller) – rasso rottenfusser – DJ Manu Rzytki – DJ Konrad Wehrmeister u. a.

Und:
Favorit Bar – München 72 – Tabula Rasa – Tibet Food – Toshi

Von 14:00 bis 19:00 Uhr ist die aktuelle Ausstellung „Studio Stadt. Peripherien elektronischer Musik“, kuratiert von Ralf Homann & Florian Wüst in Zusammenarbeit mit Tim Tetzner & Jaro Straub, geöffnet.

Nur bei trockenem Wetter. Veranstaltungsende: 22:00 Uhr

Das Jubiläumsfest wird ermöglicht durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
Veranstaltungskoordination: Matthieu Chladek

Studio Stadt. Peripherien elektronischer Musik

Programm der Ausstellung:

Siemensarbeiterin Yurda Gül – mit Ahu Dural
während der Eröffnung

Asmus Tietchens, live! – in der Favorit Bar, Damenstiftstr. 12, anschließend DJ Zipo
Donnerstag, 15. Juni 2023, Einlass: 20:30 Uhr

Helle Fabrik, Dunkelkammer Produktion – mit Jochen Becker
Mittwoch, 28. Juni 2023, 19:00 Uhr

Kuratorische Präsenz
Sonntag, 16. Juli 2023, 14:30 bis 16:00 Uhr

VariaVision – Unendliche Fahrt und das Siemens-Studio für elektronische Musik – mit Michaela Melián
Sonntag, 16. Juli 2023, 16:00 Uhr

Kuratorisches Gespräch mit Ralf Homann und Florian Wüst, anschließend Finissage
Sonntag, 23. Juli 2023, 19:00 Uhr

Studio Stadt betrachtet elektronische Musik als frühe Form digitaler Kultur und setzt sie ins Verhältnis zu den sich verändernden urbanen Peripherien in München und Berlin. Ausgehend von der Geschichte des 1960 in München gegründeten Siemens-Studios für elektronische Musik mischt Studio Stadt. Peripherien elektronischer Musik diverse (Ton-)Spuren zu einer Reflexion über die Automatisierung der Arbeits- und Lebenswelt im 20. und frühen 21. Jahrhundert. Global agierende Tech-Konzerne sind nicht nur Akteure der Industrialisierung, sondern prägen seit jeher über das Eigentum an Grund und Boden sowie firmeneigene Immobiliengesellschaften die soziale Stadtentwicklung. Vor diesem Hintergrund experimentieren die Künstler:innen in Studio Stadt mit den Potentialen der Hörbarmachung unsichtbarer Ströme und Infrastrukturen und der Sichtbarmachung ungehörter Erzählungen, die in den Körper der Stadt eingeschrieben sind.

Studio Stadt. Peripherien elektronischer Musik ist eine Kooperation zwischen Scharaun und Kunstraum München. Die Ausstellungen in München und Berlin (24. Juni – 30. Juli 2023, Eröffnung: 24. Juni 2023, 18-22h) finden nahezu gleichzeitig statt und werden von einem Veranstaltungsprogramm mit recherchebasierten Interventionen im öffentlichen Raum, Filmen, Gesprächen, Vorträgen und Performances begleitet.

Berliner Ausstellung: Scharaun, Jungfernheideweg 4, 13629 Berlin-Siemensstadt, Samstag und Sonntag von 12–18 Uhr – scharaun.de

mit Arbeiten von:

Jochen Becker, Christian Collet, Ahu Dural, Regine Elbers, Larissa Fassler, Herbert W. Franke, Hans G. Helms, Anton Kaun, Christina Kubisch, Michaela Melián, Josef Anton Riedl, Stefan Römer

Kuratiert von Ralf Homann und Florian Wüst in Zusammenarbeit mit Tim Tetzner und Jaro Straub.

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

With work by Jochen Becker, Christian Collet, Ahu Dural, Regine Elbers, Larissa Fassler, Herbert W. Franke, Hans G Helms, Anton Kaun, Christina Kubisch, Michaela Melián, Josef Anton Riedl, and Stefan Römer.

Studio City looks at electronic music as an early form of digital culture and relates it to the changing urban peripheries of Munich and Berlin. Based on the history of the Siemens Studio for Electronic Music, which was founded in Munich in 1960, Studio City. Peripheries of Electronic Music mixes diverse (sound) tracks into a reflection on the automation of work and life in the 20th and early 21st centuries. Globally operating tech corporations are not only actors of industrialization but have always shaped social urban development through land ownership and company-owned real estate companies. Against this background, the artists in Studio City experiment with the potential of making invisible flows and infrastructures audible and unheard narratives visible, all of which are inscribed in the body of the city.

Curated by Ralf Homann and Florian Wüst in collaboration with Tim Tetzner and Jaro Straub A cooperation with Scharaun, Berlin-Siemensstadt.

Exhibition program:

Siemensarbeiterin Yurda Gül – mit Ahu Dural
– during the opening on June 14 –

Asmus Tietchens, live! – at Favorit Bar, Damenstiftstr. 12, afterwards DJ Zipo
Thursday, June 15, 2023, admission at 8:30 p.m.

Helle Fabrik, Dunkelkammer Produktion – with Jochen Becker
Wednesday, June 28, 2023, 7:00 p.m.

Curatorial presence
Sunday, July 16, 2023, 2:30–4:00 p.m.

VariaVision – Unendliche Fahrt und das Siemens-Studio für elektronische Musik – mit Michaela Melián
Sunday, July 16, 2023, 4:00 p.m.

Curatorial talk with Ralf Homann and Florian Wüst, then finissage
Sunday, July 23, 2023, 7 p.m.

[Buchpräsentation und Ausstellung] Paula Leal Olloqui

2021 begann Paula Leal Olloqui ausgehend von einer Einladung zur Sommerresidenz im Kunstraum München zu dessen Geschichte zu forschen. Nun schließt ihre Buchpräsentation das Jubiläumsjahr 2023 ab, in dem der Kunstraum sein 50-jähriges Bestehen feiert.  

Oft gab der Kunstraum Publikationen zu den zahlreichen Ausstellungen heraus, die über die vergangenen 50 Jahre in fünf unterschiedlichen Räumlichkeiten realisiert wurden. Im Sinne ihrer Arbeitsweise, die meist raumbezogen ist und den Kontext ihrer Entstehung reflektiert, hat Paula Leal Olloqui die ehemaligen Ausstellungsorte des Kunstraum München aufgesucht und in ihrer jetzigen Nutzung dokumentiert. 

Die so entstandenen Fotos dienen ihr neben den antiquarisch erstandenen Katalogen als Material für Collagen, in denen die Kunst ihren Weg zurück in Räume findet, die heute Anwaltskanzleien und Kindergärten sind. 

Die Publikation montage élastique bildet die Arbeit auf 200 Seiten ab und zeigt neben den Collagen zahlreiche Fragmente der Recherche- und Archivarbeit der Künstlerin.

Gefördert von der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung und der LfA Förderbank Bayern.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Kaffeerösterei Rehm und Saluki.

[Gespräch] Künstlergespräch zwischen Tim Beeby und Wolfgang Ullrich

Am Sonntag, den 12. März 2023, um 14:00 Uhr laden wir herzlich zum Künstlergespräch zwischen Tim Beeby und Wolfgang Ullrich ein.

Bereits 2019 erschien im KUNSTFORUM ein umfassendes Interview von Wolfgang Ullrich mit dem Künstler über »Unsigned Untitled Undated«. Das damals per Email geführte Gespräch über das zugrundeliegende Konzept, die künstlerischen Intentionen und die aktive Rolle der Besucher:innen wird nun vor Ort im Kunstraum München live fortgeführt und aktualisiert [KUNSTFORUM (Bd. 259/2019) http://tim-beeby.de/kunstforum_d.html].

Noch bis Sonntag, 19:00 Uhr haben Besucher:innen weiterhin die Gelegenheit, eine in der Ausstellung präsentierte Leinwand auszuwählen und sie kostenlos mitzunehmen oder die Leinwand vom Künstler signieren und mit Titel und Datum versehen zu lassen und sie zum regulären Marktpreis anzukaufen. Der Künstler ist an allen fünf Tagen zu den Öffnungszeiten vor Ort.

Tim Beeby ist visueller Künstler und Übersetzer für Museen; er lebt und arbeitet in Essen. Sein 2017 begonnenes konzeptuelles Projekt »Unsigned Untitled Undated« machte zunächst in Berlin, Wien und Köln Station. 2018 rezensierte DIE ZEIT die Premiere in einem Berliner Off-Space. Im Oktober 2022 fand im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster die erste institutionelle Präsentation statt. Im Kunstraum München, dem fünften Ausstellungsort, ist das Konzept zum ersten Mal in Süddeutschland zu sehen.

Prof. Dr. Wolfgang Ullrich arbeitet als Kulturwissenschaftler, Berater und Autor und ist Mitglied des Kuratoriums des Kunstraum München. Seine Forschungsgebiete umfassen die Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, Konsumtheorie und bildsoziologische Themen. Von 2006 bis 2015 war Wolfgang Ullrich Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und arbeitet seitdem freiberuflich in Leipzig. Zusammen mit Annekathrin Kohout gibt er die Buchreihe »Digitale Bildkulturen« im Verlag Klaus Wagenbach heraus.

Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch ein NEUSTARTplus-Stipendium der Stiftung Kunstfonds / NEUSTART KULTUR der BKM.

Ein vom Künstler leicht gekürztes Video des Gesprächs finden Sie hier.

Lisa Hofmann Olaf Metzel

Für 2023 hat der Kunstraum ein besonderes Programm entwickelt, das Bezug auf die Historie und Zukunft der Institution nimmt: Wir laden Künstler:innen, die seit den 1970er-Jahren im Kunstraum vertreten waren, ein, mit weiteren Künstler:innen gemeinsam oder in Bezug aufeinander ein Ausstellungsprojekt zu entwickeln.
Olaf Metzel hat in der Geschichte des Kunstraum München bereits drei Mal ausgestellt: 1982 fand seine erste Einzelausstellung in den Räumen der Nikolaistraße 15 und einer ehemaligen Tankstelle in der Landsbergerstr. 193 statt, 1990 folgte eine weitere mit Zeichnungen in der Viktor-Scheffel-Straße 20. Mit dem Maler Günther Förg zeigte er 2002 verschiedene Gemeinschaftsarbeiten als raumgreifende Installationen in der Zieblandstraße 8.

Mit der Berliner Künstlerin und Dokumentarfilmerin Lisa Hofmann wird Olaf Metzel nun einen Schwerpunkt auf gesellschaftspolitische Spannungsfelder rund um Wohnungsfragen, Verdrängungsprozesse und Diskriminierungsstrukturen legen.

Die gemeinsame Ausstellung dokumentiert und verhandelt soziale Realitäten und urbane Situationen aus historischer wie aktueller Perspektive: Metzel greift hierfür sein Projekt „Türkenwohnung Abstand 12 000,- DM VB“ von 1982 wieder auf – eine Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Rassismus im Umgang mit ‚Gastarbeiter:innen‘ in der BRD –, für das er in Berlin-Wedding eine Wohnung anmietete, die kurz zuvor einer Familie türkischer Herkunft gekündigt worden war, um eine skulpturale wie filmische Intervention zu realisieren. Ebenso schonungslos reflektiert Lisa Hofmanns Film fast vierzig Jahre später gewaltvolles Eindringen in den privaten Raum: in „Auszug aus“ (2021) folgt die emphatische Langzeitbeobachtung in intimen Szenen dem Schicksal zweier Protagonisten, die aus ihren Wohnungen – ebenso in Wedding – zwangsgeräumt werden und macht die absurden Logiken von Wohnungsmarkt und -politik in pointierten Bildern sichtbar, ohne in polemische Muster zu verfallen.

Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten Konnotationen verschoben haben – strukturell hat sich kaum etwas geändert. In der Gegenüberstellung schärfen die unterschiedlichen künstlerischen Strategien und Entwicklungsmomente die Sicht auf virulente Debatten, deren mediale Vermittlung und Auswirkungen auf das Leben von Individuum und Gesellschaft. Wohnungsnot, Recht auf Wohnen, Ausgrenzung, Verdrängung und Diskriminierung sind nicht nur in Städten wie Berlin allgegenwärtige Themen, die damals wie heute den Nerv der Zeit treffen.

Lisa Hofmann (*1992 in Berlin) hat 2021 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin als Meisterschülerin von Prof. Ursula Neugebauer abgeschlossen. In ihren dokumentarisch essayistischen Filmen und Fotografien reflektiert sie prekäre Lebenswelten und Beziehungsgeflechte, die von Entfremdung geprägt sind. „Auszug aus“ wurde 2022 mit dem Grand Prix – Documentary des Concordia Film Festivals in Montreal ausgezeichnet. Zuletzt waren ihre Arbeiten im Rahmen des diesjährigen European Month of Photography in Berlin zu sehen.

Olaf Metzel (*1952 in Berlin) studierte an der Freien Universität Berlin und an der Hochschule der Künste in Berlin. Von 1990 bis 2019 war er Professor an der Akademie der Bildenden Künste München. Heute zählt er zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Gegenwart, dessen vielschichtiges Werk sich von Skulpturen und Reliefs über Assemblagen, Collagen, Fotografien, Videoarbeiten und Zeichnungen erstreckt. Neben zahlreichen Einzelausstellungen im In- und Ausland nahm er u. a. an der documenta 8 (1987), den Skulptur Projekte Münster (1987 und 1997) sowie der Istanbul-Biennale (1991, 1995 und 2017) teil. Metzel wurde darüber hinaus mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen bedacht.

Kuratiert von Nina Holm und Constanze Metzel

Aus Anlass der Ausstellung erscheint eine neue Episode unseres Podcasts »Kunstraum.Kunstraum« mit Emily und Ralf. https://www.kunstraum-muenchen.de/podcast/

Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

For 2023, Kunstraum München has developed a special program that refers to the history and future of the institution: We invite artists who have been represented at Kunstraum München since the 1970s to work on an exhibition project together with other artists or in relation to each other.

The sculptor Olaf Metzel has already exhibited three times in the history of Kunstraum München: in 1982, his first solo exhibition took place in the rooms of Nikolaistrasse 15 and a former gas station at Landsbergerstr. 193, followed by another one with drawings at Viktor-Scheffel-Strasse 20 in 1990. With the painter Günther Förg, he showed various collaborative works as extensive installations at Zieblandstrasse 8 in 2002.

Together with Berlin-based artist and filmmaker Lisa Hofmann, Metzel focuses on sociopolitical implications and conflicting fields surrounding housing issues, displacement processes, and discrimination structures.

The joint exhibition documents and negotiates social realities and urban situations from both historical and contemporary perspectives: for this, Metzel revisits his 1982 work complex Türkenwohnung Abstand 12 000,- DM VB – an examination of everyday racism in the treatment of ‚guest workers‘ in the Federal Republic of Germany – for which he rented an apartment in Berlin-Wedding that had shortly before been terminated for a migrant family in order to realize a filmic and sculptural intervention. Almost forty years later, Lisa Hofmann’s film is just as unsparing in its reflection of violent intrusions into private space: The emphatic long-term observation „Auszug aus“ (2021) follows in intimate scenes the fate of two protagonists who are evicted from their apartments – also in Wedding – making visible the absurd logics and classist systematic of housing market and policy in pointed images without falling into polemical patterns.

Even if connotations have shifted in recent decades – structurally, hardly anything has changed.
In juxtaposition, the two different artistic strategies and accompanying developmental moments from their time as contrasting foils and projection surfaces sharpen the view of virulent debates, their mediatized mediation, and effects on the lives of individuals and society:

Housing shortage, the right to housing, housing as a commodity, exclusion, displacement, and discrimination are ubiquitous problems, not only in cities such as Berlin, that struck a chord then as now.

Lisa Hofmann (*1992 in Berlin) graduated in 2021 from the Universität der Künste in Berlin as a master student of Prof. Ursula Neugebauer. In her performative documentary films and photo essays, she reflects on precarious living environments and networks of relationships marked by alienation: Hofmanns artworks investigate social power structures and how they become visible in the appearance of individual people – not as mere descriptions, but as potential scope for action to speak, think, and shape realities differently. „Excerpt from“ was awarded the Grand Prix – Documentary at the Concordia Film Festival in Montreal in 2022. Most recently, her work was on view as part of this year’s European Month of Photography in Berlin.

Olaf Metzel (*1952 in Berlin) studied at the Freie Universität and at the Hochschule der Künste in Berlin. From 1990 to 2019 he was a professor at the Akademie der Bildenden Künste in Munich. Since the 1970s, his projects address issues of (state) power, control, surveillance, media politics, exclusion, migration, and violence. Today, he is one of the most important contemporary German sculptors, whose multi-layered work ranges from sculptures and reliefs to assemblages, collages, photographs, video works, and drawings. In addition to numerous solo exhibitions in Germany and abroad, he has participated in documenta 8 (1987), Skulptur Projekte Münster (1987 and 1997), and the Istanbul Biennial (1991, 1995, and 2017), among others. Furthermore, Metzel has received a large number of prizes and awards.

Curated by Nina Holm and Constanze Metzel

Programm der Ausstellung:

Führung durch die Ausstellung mit Ambra Frank und Luise Horn
Samstag, 15. April 2023, 18:00 Uhr

Vortrag von Gürsoy Doğtaş: »Interieur – im Wohnzimmer der Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei«
29. April 2023, 17:00 Uhr

Führung durch die Ausstellung mit Ambra Frank und Luise Horn
Samstag, 29. April 2023, 18:00 Uhr

Ein Gespräch zwischen Lisa Hofmann und Olaf Metzel, moderiert von Kea Wienand
Samstag, 6. Mai 2023, 16:00 Uhr

Finissage in kuratorischer Präsenz mit Nina Holm und Constanze Metzel
Sonntag, 7. Mai 2023, 16:00 bis 19:00 Uhr