Lisa Hofmann Olaf Metzel

Für 2023 hat der Kunstraum ein besonderes Programm entwickelt, das Bezug auf die Historie und Zukunft der Institution nimmt: Wir laden Künstler:innen, die seit den 1970er-Jahren im Kunstraum vertreten waren, ein, mit weiteren Künstler:innen gemeinsam oder in Bezug aufeinander ein Ausstellungsprojekt zu entwickeln.
Olaf Metzel hat in der Geschichte des Kunstraum München bereits drei Mal ausgestellt: 1982 fand seine erste Einzelausstellung in den Räumen der Nikolaistraße 15 und einer ehemaligen Tankstelle in der Landsbergerstr. 193 statt, 1990 folgte eine weitere mit Zeichnungen in der Viktor-Scheffel-Straße 20. Mit dem Maler Günther Förg zeigte er 2002 verschiedene Gemeinschaftsarbeiten als raumgreifende Installationen in der Zieblandstraße 8.

Mit der Berliner Künstlerin und Dokumentarfilmerin Lisa Hofmann wird Olaf Metzel nun einen Schwerpunkt auf gesellschaftspolitische Spannungsfelder rund um Wohnungsfragen, Verdrängungsprozesse und Diskriminierungsstrukturen legen.

Die gemeinsame Ausstellung dokumentiert und verhandelt soziale Realitäten und urbane Situationen aus historischer wie aktueller Perspektive: Metzel greift hierfür sein Projekt „Türkenwohnung Abstand 12 000,- DM VB“ von 1982 wieder auf – eine Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Rassismus im Umgang mit ‚Gastarbeiter:innen‘ in der BRD –, für das er in Berlin-Wedding eine Wohnung anmietete, die kurz zuvor einer Familie türkischer Herkunft gekündigt worden war, um eine skulpturale wie filmische Intervention zu realisieren. Ebenso schonungslos reflektiert Lisa Hofmanns Film fast vierzig Jahre später gewaltvolles Eindringen in den privaten Raum: in „Auszug aus“ (2021) folgt die emphatische Langzeitbeobachtung in intimen Szenen dem Schicksal zweier Protagonisten, die aus ihren Wohnungen – ebenso in Wedding – zwangsgeräumt werden und macht die absurden Logiken von Wohnungsmarkt und -politik in pointierten Bildern sichtbar, ohne in polemische Muster zu verfallen.

Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten Konnotationen verschoben haben – strukturell hat sich kaum etwas geändert. In der Gegenüberstellung schärfen die unterschiedlichen künstlerischen Strategien und Entwicklungsmomente die Sicht auf virulente Debatten, deren mediale Vermittlung und Auswirkungen auf das Leben von Individuum und Gesellschaft. Wohnungsnot, Recht auf Wohnen, Ausgrenzung, Verdrängung und Diskriminierung sind nicht nur in Städten wie Berlin allgegenwärtige Themen, die damals wie heute den Nerv der Zeit treffen.

Lisa Hofmann (*1992 in Berlin) hat 2021 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin als Meisterschülerin von Prof. Ursula Neugebauer abgeschlossen. In ihren dokumentarisch essayistischen Filmen und Fotografien reflektiert sie prekäre Lebenswelten und Beziehungsgeflechte, die von Entfremdung geprägt sind. „Auszug aus“ wurde 2022 mit dem Grand Prix – Documentary des Concordia Film Festivals in Montreal ausgezeichnet. Zuletzt waren ihre Arbeiten im Rahmen des diesjährigen European Month of Photography in Berlin zu sehen.

Olaf Metzel (*1952 in Berlin) studierte an der Freien Universität Berlin und an der Hochschule der Künste in Berlin. Von 1990 bis 2019 war er Professor an der Akademie der Bildenden Künste München. Heute zählt er zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Gegenwart, dessen vielschichtiges Werk sich von Skulpturen und Reliefs über Assemblagen, Collagen, Fotografien, Videoarbeiten und Zeichnungen erstreckt. Neben zahlreichen Einzelausstellungen im In- und Ausland nahm er u. a. an der documenta 8 (1987), den Skulptur Projekte Münster (1987 und 1997) sowie der Istanbul-Biennale (1991, 1995 und 2017) teil. Metzel wurde darüber hinaus mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen bedacht.

Kuratiert von Nina Holm und Constanze Metzel

Aus Anlass der Ausstellung erscheint eine neue Episode unseres Podcasts »Kunstraum.Kunstraum« mit Emily und Ralf. https://www.kunstraum-muenchen.de/podcast/

Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

For 2023, Kunstraum München has developed a special program that refers to the history and future of the institution: We invite artists who have been represented at Kunstraum München since the 1970s to work on an exhibition project together with other artists or in relation to each other.

The sculptor Olaf Metzel has already exhibited three times in the history of Kunstraum München: in 1982, his first solo exhibition took place in the rooms of Nikolaistrasse 15 and a former gas station at Landsbergerstr. 193, followed by another one with drawings at Viktor-Scheffel-Strasse 20 in 1990. With the painter Günther Förg, he showed various collaborative works as extensive installations at Zieblandstrasse 8 in 2002.

Together with Berlin-based artist and filmmaker Lisa Hofmann, Metzel focuses on sociopolitical implications and conflicting fields surrounding housing issues, displacement processes, and discrimination structures.

The joint exhibition documents and negotiates social realities and urban situations from both historical and contemporary perspectives: for this, Metzel revisits his 1982 work complex Türkenwohnung Abstand 12 000,- DM VB – an examination of everyday racism in the treatment of ‚guest workers‘ in the Federal Republic of Germany – for which he rented an apartment in Berlin-Wedding that had shortly before been terminated for a migrant family in order to realize a filmic and sculptural intervention. Almost forty years later, Lisa Hofmann’s film is just as unsparing in its reflection of violent intrusions into private space: The emphatic long-term observation „Auszug aus“ (2021) follows in intimate scenes the fate of two protagonists who are evicted from their apartments – also in Wedding – making visible the absurd logics and classist systematic of housing market and policy in pointed images without falling into polemical patterns.

Even if connotations have shifted in recent decades – structurally, hardly anything has changed.
In juxtaposition, the two different artistic strategies and accompanying developmental moments from their time as contrasting foils and projection surfaces sharpen the view of virulent debates, their mediatized mediation, and effects on the lives of individuals and society:

Housing shortage, the right to housing, housing as a commodity, exclusion, displacement, and discrimination are ubiquitous problems, not only in cities such as Berlin, that struck a chord then as now.

Lisa Hofmann (*1992 in Berlin) graduated in 2021 from the Universität der Künste in Berlin as a master student of Prof. Ursula Neugebauer. In her performative documentary films and photo essays, she reflects on precarious living environments and networks of relationships marked by alienation: Hofmanns artworks investigate social power structures and how they become visible in the appearance of individual people – not as mere descriptions, but as potential scope for action to speak, think, and shape realities differently. „Excerpt from“ was awarded the Grand Prix – Documentary at the Concordia Film Festival in Montreal in 2022. Most recently, her work was on view as part of this year’s European Month of Photography in Berlin.

Olaf Metzel (*1952 in Berlin) studied at the Freie Universität and at the Hochschule der Künste in Berlin. From 1990 to 2019 he was a professor at the Akademie der Bildenden Künste in Munich. Since the 1970s, his projects address issues of (state) power, control, surveillance, media politics, exclusion, migration, and violence. Today, he is one of the most important contemporary German sculptors, whose multi-layered work ranges from sculptures and reliefs to assemblages, collages, photographs, video works, and drawings. In addition to numerous solo exhibitions in Germany and abroad, he has participated in documenta 8 (1987), Skulptur Projekte Münster (1987 and 1997), and the Istanbul Biennial (1991, 1995, and 2017), among others. Furthermore, Metzel has received a large number of prizes and awards.

Curated by Nina Holm and Constanze Metzel

Programm der Ausstellung:

Führung durch die Ausstellung mit Ambra Frank und Luise Horn
Samstag, 15. April 2023, 18:00 Uhr

Vortrag von Gürsoy Doğtaş: »Interieur – im Wohnzimmer der Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei«
29. April 2023, 17:00 Uhr

Führung durch die Ausstellung mit Ambra Frank und Luise Horn
Samstag, 29. April 2023, 18:00 Uhr

Ein Gespräch zwischen Lisa Hofmann und Olaf Metzel, moderiert von Kea Wienand
Samstag, 6. Mai 2023, 16:00 Uhr

Finissage in kuratorischer Präsenz mit Nina Holm und Constanze Metzel
Sonntag, 7. Mai 2023, 16:00 bis 19:00 Uhr

[Gespräch] Hagen Verleger und Dr. Bettina Knaup »Performing Archives«

Am Sonntag, den 5. Februar, um 16:00 Uhr widmen wir uns mit Hagen Verleger (Berlin) und Dr. Bettina Knaup (Berlin) dem Spannungsfeld von »Performing Archives« und »Archives of Performance«.

Bettina Knaup, Kuratorin und Autorin, stellt das von ihr mitinitiierte Archiv- und Performanceprojekt »re.act.feminism« vor – ein laufendes Archiv- und Forschungsprojekt zu Feminismus/Feminismen und Performancekunst, das von 2008 bis 2013 durch Europa tourte und 2022 im Rahmen der Manifesta 14 in Pristina eine Neuauflage erfuhr. Hagen Verleger, Buchgestalter und Theoretiker, gibt Einblicke in seinen kuratierenden und kommentierenden Ansatz in der aktuellen Ausstellung »Kr. Inventory: Archive on Display«, in der das Archiv des Kunstraum München eine räumliche (Re-)Aktivierung erfährt.

Was bedeutet es, Archive »in Bewegung« zu setzen, was »Bewegung(en)« zu archivieren? Welche Grenzverschiebungen, Transformationen und Eingriffe vollziehen sich in diesen Prozessen und wie lassen sie sich im Spannungsfeld von ästhetischer und wissenschaftlicher Praxis bewerten? 

Das Gespräch wird von Lena von Geyso moderiert. 

Dr. Bettina Knaup ist Kuratorin und Autorin. In freiberuflicher Tätigkeit hat sie zahlreiche internationale Festivals, Ausstellungen und Projekte (ko-)kuratiert, darunter das International Festival of Contemporary Arts »City of Women« (Ljubljana, 2001–2004), »performing proximities« (Beursschouwburg, Brüssel, 2008), »performance platform: body affects« (Sophiensaele, Berlin, 2012) und das Archiv- und Performanceprojekt »re.act.feminism«, das von 2008 bis 2013 durch Europa tourte (u. a. Akademie der Künste Berlin; Fundació Antoni Tàpies, Barcelona; Wyspa Institute of Art, Gdańsk; Tallinn Art Hall) und 2022 im Rahmen der Manifesta 14 in Pristina eine Neuauflage erfuhr. Gegenwärtig beschäftigt sich Knaup ausgehend von ihrer Promotion »performing (as) waste« mit der Arbeit zahlreicher Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, die Müll als dauerhaft und als jenseits menschlicher Verwertungszusammenhänge betrachten, und mit Formen des (Nicht-)Wissens in Bezug auf dieses scheinbar tote Material experimentieren. Knaup ist Fellow im Fellowship-Programm für Kunst und Theorie 2022–23 des Künstlerhauses Büchsenhausen, Innsbruck. 

Hagen Verleger ist Buchgestalter, Forscher und Herausgeber. Seine künstlerischen Arbeiten setzen sich u. a. mit Machstrukturen innerhalb von Institutionen, Formen kollektiver Autor:innenschaft, und ideologiekritischen Perspektiven auf die Materialität von Schriftlichkeit auseinander. 2017/2018 war er Artist-in-Residence an der Jan van Eyck Academie in Maastricht (Niederlande), 2020 Fellow am Deutschen Literaturarchiv Marbach und Stipendiat der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf sowie 2021 Artist-in-Residence in den Résidences-Ateliers Vivegnis International (RAVI) in Liège (Belgien).

Das Projekt wird unterstützt von Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Hagen Verleger Kr. Inventory: Archive on Display

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres widmet sich der Buchgestalter und Theoretiker Hagen Verleger (Berlin) der großen Materialfülle unseres Archivs in einer kuratierenden und kommentierenden Form. Im Spiel mit musealen und archivarischen Konventionen wird der Inhalt des Archivs aus dem Abstellraum in den Ausstellungsraum transferiert, wobei sich die Geschichte(n) der Institution anhand von ihren Künstler:innen, Netzwerken, Räumen und Publikationen in der Geste des Ausstellens sowohl entfalten als auch bewusst entziehen. Was zeigen der Raum eines Archivs, seine Leerstellen, sein Gewicht oder eine Liste von Namen? Was legen materielle und narrative Rahmenbedingungen offen? Was passiert zwischen der Ausstellung eines Archivs und seinem Gebrauch?

Kuratiert von Lena von Geyso

Das Ausstellungsprojekt entstand in engem Austausch mit der Archivgruppe des Kunstraum München (Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Friederike Schuler und Alexander Steig). 

Das Projekt wird unterstützt von Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

To kick off the Kunstraum München’s 50th anniversary in 2023, book designer and researcher Hagen Verleger (Berlin) explores the great wealth of material in the Kr. archive in a curated and annotated form. The exhibition links the archive as content with the archive as a place where history is made. In an interplay between museum and archival conventions, the contents of the archive are transferred from the storage space to the exhibition space, and the history(ies) of the institution simultaneously unfolds (its artists, networks, spaces, and publications) and is consciously eluded. What do the space of the archive and its gaps, weight, or list of names reveal? What do material and narrative frameworks reveal? What happens between the exhibition of an archive and its use?

The exhibition was created in close exchange with the archive group of the Kr., consisting of board members Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Friederike Schuler and Alexander Steig.

[Gastprojekt] Unsigned Untitled Undated – eine konzeptuelle Aktion mit Arbeiten auf Leinwand von Tim Beeby

»Unsigned Untitled Undated« ist das Angebot an die Besucher:innen des Kunstraum, ein unsigniertes Werk kostenlos mitzunehmen. Alternativ können Interessenten die Leinwand vom Künstler signieren lassen und sie dann zu den marktüblichen Konditionen käuflich erwerben.

Die Ausstellung besteht aus Arbeiten auf Leinwand aus Tim Beebys Serie »Inks«, in Stapeln an die Wand gelehnt oder gehängt. Alle Werke sind unsigniert, unbetitelt und undatiert. Die Besucher:innen des Kunstraums sind eingeladen, eine in der Ausstellung präsentierte Leinwand auszuwählen und sie kostenlos mitzunehmen.

Alternativ können Interessenten entscheiden, die Leinwand vom Künstler signieren und mit Titel und Datum versehen zu lassen und sie dann zum regulären Marktpreis anzukaufen. Alle käuflich erworbenen Werke werden fotografisch dokumentiert, und der:die Käufer:in erhält ein unterschriebenes, datiertes Echtheitszertifikat.

In Bezug auf die verwendeten Materialien und das ästhetische Erscheinungsbild sind die unsignierten und die signierten Arbeiten nicht voneinander zu unterscheiden. 

Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds und NEUSTART KULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch ein NEUSTARTplus-Stipendium der Stiftung Kunstfonds / NEUSTART KULTUR der BKM.

Unsigned Untitled Undated – a conceptual exhibition of works on canvas by Tim Beeby

Soft Opening: March 8, 2:00 p.m.
Artist talk between Tim Beeby and Wolfgang Ullrich: March 12, 2:00 p.m.

Visitors to the exhibition at the Kunstraum München are invited to select an unsigned work on canvas to take away with them free of charge. Alternatively, they can have the canvas signed by the artist and acquire it at the standard market price.

The »Unsigned Untitled Undated« event involves works on canvas from Tim Beeby’s ongoing series »Inks« – presented in stacks against the wall or hung. All of the works are unsigned, untitled, and undated. Visitors are invited to select a canvas, which they may take with them, free of charge.

Alternatively, visitors can have their canvas signed, dated, and titled by the artist and acquire it in the conventional manner at market price. The works that are purchased will be photographically recorded, and a signed and dated certificate of authenticity will be issued to the purchaser.

In terms of materials and aesthetic value, the unsigned and signed groups of work remain indistinguishable.  


Max Weisthof

Sattler-Nähmaschinen, Stahl, Leder, Fellteile: Schwere Materialien und Werkzeuge, Arbeiten auf Papier, Skizzenbücher und eine Fülle elektronischer Bauteile prägen den Fundus im Atelier von Max Weisthoff. Die permanente Arbeit im Unfertigen beeinflusst das ausstellerische Handeln: Neben Skulptur und Installation steht immer wieder der Körper – besonders der eigene – im Fokus ortsbezogener Aktionen und Performances. Die Archaik der Werkzeuge und Materialien formatiert die Auseinandersetzung mit dem Körper und mit Themen wie Maske, Entzug, Kontrolle und Übergriffigkeit im Raum.

Zehn ausgemusterte Scheinwerfer von 1972 des Olympiastadions München – jeweils 30 kg schwer und mit einem Durchmesser von gut 80 cm – wurden letztes Jahr als Schenkung Teil des Materiallagers. Im Zuge der hybriden Performance „Industrial Music for Industrial People“ (2021, Rosa Stern Space) wurden zwei der Strahler bereits zu wuchtigen Bass-Lautsprechern umgerüstet. Die Zeit im Kunstraum wird Max Weisthoff für weiterführende Versuche mit den technoiden Formen nutzen und die Objekte im Hinblick auf ihr spezifisches Resonanzverhalten untersuchen – der Ausstellungsraum verwandelt sich dabei zu einer skulpturalen Laborsituation.

Max Weisthoff (*1988 in Hannover) studierte Freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule und der Akademie der Bildenden Künste München. Seine bildnerische Herangehensweise nutzt den zunehmend invasiven Unschärfebereiche zwischen “analog” und “digital”. Er lebt und arbeitet derzeit als freischaffender Künstler in München, daneben ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Entwerfen und StadtArchitektur der Bauhaus-Universität Weimar für Prof. Andreas Garkisch tätig. Seine skulpturale und performative Arbeit wurde im Rahmen zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt und mit diversen Preisen und Förderungen ausgezeichnet.

Saddler sewing machines, steel, leather, pieces of fur: the collection in Max Weisthoff’s studio is characterized by heavy materials and tools as well as works on paper, sketchbooks, and a wealth of electronic components. Continuous work on the unfinished is what influences the artist’s exhibiting activities. Alongside sculpture and installation, it is the body—especially the artist’s own—that is the ongoing focus of his site-specific actions and performances. The archaic nature of the tools and materials provide the format for this exploration of the body and themes such as masking, withdrawal, control, and encroaching space.

Ten decommissioned floodlights from the 1972 Olympic Stadium in Munich—each with a diameter of 80 centimeters and each weighing 30 kilos—became part of the material storage last year as a donation. Two of the spotlights have since been converted into massive bass speakers for the hybrid performance “Industrial Music for Industrial People” (2021, Rosa Stern Space). During his time at the Kunstraum, Max Weisthoff will be further experimenting with their technoid forms and investigating their specific resonance behavior. The exhibition space will be transformed into a sculptural laboratory situation.

Max Weisthoff (*1988, Hannover) studied fine arts at the Muthesius Kunsthochschule in Kiel and the Academy of Fine Arts Munich. His performative strategies and auditory interventions examine the increasingly invasive and blurred space between the analogue and the virtual by means of automation, materiality, social access, and site-related sculptural observation of spaces. Weisthoff is a freelance artist currently based in Munich and also works as an academic lecturer at the Bauhaus University in Weimar. His sculptural and performative work has been featured in numerous exhibitions in Germany and abroad and also been awarded with prizes and grants.

HOUSES THAT CAN SAVE THE WORLD

Von den USA und Lateinamerika über Europa und den Nahen Osten bis hin zu Asien und Australien und darüber hinaus nimmt eine Revolution des Wohndesigns ihren Verlauf, da wir uns alle den Herausforderungen unseres Anthropozäns stellen müssen: Klimawandel und umweltschädliche Kunststoffe, globale Migration und die damit einhergehende Geopolitik, schnell wachsende Städte und eine alternde Bevölkerung. Eine weltweite Bewegung für symbiotische und sinnvolle Designlösungen ist im Gange, die unser Verständnis von dem Ort, den wir »Zuhause« nennen, neu definiert. Es handelt sich um nachhaltige Wohnmodelle, die große Veränderungen in der Art und Weise erfordern, wie wir uns heute unsere Häuser vorstellen und bauen. Partizipativ und achtsam verknüpfen diese neuen Hausbau-Taktiken Wissen aus den verschiedensten Bereichen, um würdige und nachhaltige Wohnformen für eine gesündere Zukunft zu schaffen/entwickeln.

Teilnehmer:innen: Võ Trọng Nghĩa Architects (Vietnam), DesignBuildBLUFF (USA), Emerging Objects (USA), Husos Arquitecturas (Spanien), ZAV Architects (Iran), CCA Architectural Ecologies Lab (USA), Practice Architecture (Großbritannien), People’s Architecture Office (China), Stephanie Chalthiel/MuDD Architects (Frankreich/Spanien), MUD projects (Niederlande), Abeer Seikaly (Jordanien)

Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch, das im September 2022 bei Thames & Hudson, London, erscheinen wird.

Kuratiert von Courtenay Smith (DE) and Sean Topham (GB)

Die Ausstellung wird gefördert von der IKEA Stiftung.

Kunstraum.Kunstraum
der mobile Podcast
mit Emily und Ralf
www.kunstraum-muenchen.de/podcast/

From the USA to Latin America, Europe to the Middle East, Asia to Australia and beyond, there is nothing short of a home design revolution underway as we all face the challenges of our Anthropocene era: climate change and polluting plastics, global migration and its accompanying geopolitics, rapidly expanding cities and an ageing population. A worldwide movement embracing symbiotic and sensible design solutions is underway that is redefining our understanding of the place we call “home.” These are sustainable housing models that demand big changes to the way we imagine and build our homes today. Participatory and mindful, these new home building tactics link together knowledge from myriad fields to create dignified and sustainable forms of habitation for a healthier tomorrow.

Featuring Võ Trọng Nghĩa Architects (Vietnam), DesignBuildBLUFF (USA), Emerging Objects (USA), Husos Arquitecturas (Spanien), ZAV Architects (Iran), CCA Architectural Ecologies Lab (USA), Practice Architecture (UK), People’s Architecture Office (China), Stephanie Chalthiel/MuDD Architects (France/Spain), MUD projects (Netherlands), Abeer Seikaly (Jordan)

The exhibition is based on the book of the same name that is being published by Thames & Hudson, London, in September 2022.

Curated by Courtenay Smith (Germany) and Sean Topham (UK)

The exhibition is made by possible with the generous support of the IKEA Foundation.

ZAV Architects, Tehran, Iran
Presence in Hormuz 02, Maharaja Residence, 2018–2020

Hormuz Island, Persian Gulf, Iran
Foto © Soroush Majidi

Gustav Metzger – Revisited

Am Beispiel von Arbeiten aus der Ausstellung »Gustav Metzger – Revisited« diskutieren wir gemeinsam mit Dr. Doris Leutgeb, Kustodin und Sammlungsleiterin der Generali Foundation, Salzburg, über das kunsthistorische und juristische Spannungsfeld im Umgang mit Urheberrecht und Urheberschaft von Kunst. Gustav Metzger, der stets um die Auflösung des klassischen Werkbegriffs bemüht war, stellte in seinen Kunstwerken, Aktionen und Manifesten Begriffe wie »Einmaligkeit«, »Autorenschaft« und »Ewigkeitswert« infrage – und damit die Nachwelt vor ganz besondere Aufgaben, wie damit heute umzugehen ist.
Ergänzend gibt die Filmemacherin Juli Lambert Einblicke in die Entstehung der filmischen Dokumentation der Aktion »Travertin/Judenpech«, die Gustav Metzger 1999 vor dem Haus der Kunst in München verwirklichte.

Dr. Doris Leutgeb ist Kunsthistorikerin mit einer Spezialisierung auf Kunstrecht, Kustodin und Leiterin der Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg. Von 2000–2015 war sie für die Generali Foundation in Wien tätig, seit 2001 als Stellvertreterin der künstlerischen Leitung und Geschäftsführung und seit 2008 als Sammlungsleiterin. 2015 absolvierte sie den post-graduate Masterlehrgang »Kunst und Recht« an der Karl-Franzens-Universität Graz und 2017 den Zertifikatskurs »Forum Kunstrecht« an der Universität Wien, für den sie seit 2019 an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien Vorträge hält. Sie ist Mitglied der Forschungsgesellschaft »Kunst & Recht« und publiziert als Autorin Texte zu zeitgenössischer Kunst und Kunstrecht mit Schwerpunkt Urheberrecht.

Die Regisseurin und Autorin Juli Lambert studierte Dokumentarfilm- und Fernsehregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit ihrem Abschlussfilm »Die Hebamme« (2008) hat sie sich mit dokumentarischen Projekten innerhalb der Bindungsforschung einen Namen gemacht, z. B. mit »Die Fremde Situation – Kleinkinder mit ihren Müttern« (2013). Hauptberuflich arbeitet Juli Lambert seit 2001 im Bayerischen Rundfunk, aktuell als Sendeleiterin und Medienmanagerin im Sendezentrum Freimann. 1999 begleitete sie mit der Kamera die Aktion »Travertin/Judenpech« von Gustav Metzger im Rahmen von »Dream City« (25. März – 20. Juni 1999, Kunstraum München, Kunstverein München, Museum Villa Stuck und Siemens Kulturprogramm).

[Gastprojekt] Archive of the Unknown – Baalbeck Studios Beirut

»archive of the unknown« ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Studierenden der Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut und der Akademie der Bildenden Künste in München zusammen mit Joseph Rustom und Sandra Schäfer in Partnerschaft mit Umam Documentation & Research in Beirut. Wir waren in der glücklichen Lage, an den Archivierungsprozessen der Baalbeck Studios in Beirut teilzunehmen, einer Filmproduktionsfirma, die von 1962 bis 1994 tätig war und von immenser lokaler und internationaler Bedeutung war. Große Teile des Materials wurden im Jahr 2010 von der libanesischen Kulturorganisation UMAM vor der Zerstörung gerettet. Anhand des teilweise unzugänglichen Film-, Ton- und Papiermaterials sowie der Ruine des Gebäudes untersucht unser Projekt die Imaginationen, Resonanzen, Diffusionen, Erosionen, Kontaminationen und das Kompostieren von Material und Erinnerungen der Baalbeck Studios. Welche Rolle das Archiv für die Zugänglichkeit von Wissen hat, wie es sich zur Erinnerung verhält und welche Rolle Materialität spielt, sind nur einige der Fragen, mit denen wir uns beschäftigt haben.

Dieser Prozess wurde in Kassel in Form einer bühnenartigen Installation mit Klängen, Filmen und anderem Material gezeigt, die während unserer kollektiven Arbeitsprozesse entstanden sind. Die Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut und die Akademie der Bildenden Künste in München sind Teil des Composting Knowledge Netzwerks der documenta fifteen.

Vom 13. August bis 25. September fand eine Aktivierung in den Räumen des Composting Knowledge Netzwerkes in der Hafenstraße 76 in Kassel statt. Die Ausstellung im Kunstraum stellt eine Fortführung und Adaption diese Aktivierung dar.

Mit Georges Azzi, Mohamad Bzih, Paola Faddoul, Anne Gauger, Christina Georges, Benjamin Gerull, Kathrin Herold, Elias Khoury, Magdalena Kratzer, Lucia Ott, Joseph Rustom, Anja Schäfer, Sandra Schäfer, Karen Stephan und Manuela Unverdorben

Mit finanzieller Unterstützung der documenta fifteen, des Goethe-Instituts Beirut, ALBA Beirut und dem Akademieverein München

archive of the unknown – Baalbeck Studios Beirut
Part of the Composting Knowledge Network at documenta fifteen

»archive of the unknown« is an interdisciplinary collaboration between students from the Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut and the Academy of Fine Arts Munich, together with Joseph Rustom and Sandra Schäfer and in partnership with UMAM Documentation & Research in Beirut. We were fortunate to participate in the archiving processes of Baalbeck Studios in Beirut, a film and music production company that operated from 1962 to 1994 and was of immense local and international importance. In 2010, the Lebanese cultural organisation UMAM was able to save a large amount of the archival material from destruction. Working with partly inaccessible film, sound, and paper material as well as the ruins of the building, our project investigates Baalbeck Studios’ imaginaries, resonances, diffusions, erosions, contaminations, and composting of materials and memories. Some of the questions we addressed included what role the archive has in the accessibility of knowledge, how it relates to memory, and what role materiality plays. We shared this process in Kassel as an installation with a stage-like set comprising sounds, film, and other materials harvested as part of our collective working process. The Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut and the Academy of Fine Arts Munich are part of the Composting Knowledge Network of documenta fifteen.

From August 13 to September 25, an activation took place at the Composting Knowledge Network’s premises at Hafenstraße 76 in Kassel. The exhibition in the Kunstraum represents a continuation and adaptation of this activation.

With Georges Azzi, Mohamad Bzih, Paola Faddoul, Anne Gauger, Christina Georges, Benjamin Gerull, Kathrin Herold, Elias Khoury, Magdalena Kratzer, Lucia Ott, Joseph Rustom, Anja Schäfer, Sandra Schäfer, Karen Stephan, and Manuela Unverdorben.

With financial support from the Goethe-Institut Beirut, ALBA Beirut, and the Akademieverein Munich.

Editionen 1973 – 1985

Mit Arbeiten von Jaroslav Adler, Michael von Biel, Detlef Halfa, Klaus Kumrow, Greg Kwiatek, Geerd Moritz, Ulrike Nattermüller/Horst Münch, Michael Sauer, Barbara und Gabriele Schmidt-Heins und Angelika Wiesenthal/Christian Brügge/Stefan Ravena

50 Jahre Kunstraum München Cora Piantoni – Der Neugiereffekt

Der Archivraum wird im Herbst 2022 von der Künstlerin Cora Piantoni (*1975, München/Zürich) bespielt. Material- und Konzeptionsgrundlage sind Auszüge aus Gesprächen und die Korrespondenz des Kunstraum-Archivs seit 1973.

Der Kunstraum München nimmt sein bevorstehendes 50-jähriges Jubiläum 2023 zum Anlass, sich der eigenen Historie zu widmen, die Arbeit am Archiv zu intensivieren und den Blick für eine Auseinandersetzung über Aufgaben, Rollen und Potenziale der Institutionsform Kunstverein zu öffnen. Im Zuge des Archivprojekts, das seinen Auftakt im November 2021 nahm, entstand im Untergeschoss eine Innenraumarchitektur des Künstlers rasso rottenfusser, die dem Kunstraum bis zum Jubiläumsjahr als Display für Forschung und Diskurs dient. Piantoni ist seit 2021 Mitglied der Archivgruppe im Kunstraum, die sich im Vorfeld des Jubiläums mit der eigenen Historie auseinandersetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Oral History-Gespärchen.

Während ihres Studiums in den 1990er Jahren an der Akademie der Bildenden Künste in München war der Kunstraum für Cora Piantoni ein wichtiger Impulsgeber und Ort des Austausches. Bereits 2016 hat sie sich zusammen mit Monika Kapfer für die Ausstellung „Abriss” mit der Korrespondenz und dem Presse- und Fotoarchiv des Kunstraums beschäftigt. Diese Auseinandersetzung erfährt 2022 eine Aktualisierung.

Im Zentrum von Piantonis künstlerischem Interesse stehen Fragen, wie sich politische und historische Ereignisse auf das Leben von Einzelnen auswirken und wie diese mit Überlebensstrategien und gemeinschaftlichem Handeln eine zunächst ausweglose Situation lösen. In ausgiebigen Interviews befragt sie die an einem historischen Ereignis Beteiligten, in diesem Falle historische Atkeur:innen. Ausschnitte dieser Gespräche bilden die Tonspur ihrer Filme und die Basis ihrer Textarbeiten. Parallel entwickelt sie mit ihren Gesprächspartner:innen Re-Enactments der Ereignisse aus der Vergangenheit, bewegte Bilder, die für eine politische oder gesellschaftliche Situation stehen. Teil ihrer künstlerischen Arbeit ist die Recherche und Sichtung von Archivmaterial, welches im Austausch mit Zeitzeug:innen eine Neubetrachtung erfährt.

Auf der Grundlage von Nachforschungen im Kunstraum-Archiv und Oral History-Gesprächen mit ehemaligen Vorständen und Mitarbeiter:innen entwickelt Piantoni eine räumliche Intervention, in der Selbstreflexion und Außensicht(en) der Institution miteinander in Beziehung gesetzt werden.

Archivgruppe: Dr. Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Dr. Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Dr. Friederike Schuler, Alexander Steig.

Besuchszeiten während der Ausstellungen (wenn nicht anders angegeben): Mittwoch bis Sonntag, 14–19 Uhr