Franziska Nast
M wie mood
»Maybe baby,
maybe mood,
sometimes moody,
mood kommt vor.
Depends.«
In ihrer Ausstellung im Kunstraum München vermischt Franziska Nast existenzielle und weniger dramatische emotionale Zustände zu einem Gesamtbild. Zwischen Vergänglichkeit, Unbeschwertheit, Sehnsucht, Party, Glamour und Widerstand entfalten sich in Ober- und Untergeschoss des Kunstraum die komplexen Gemütslagen des »nasty universe«.
Immer wieder verwendet Nast Techniken auf Untergründen, die nicht für solche Anwendungen vorgesehen sind: Sie arbeitet bevorzugt mit kontrastierenden Materialien wie Haut, Reispapier, Metall oder Asphalt, in die sie zeichnet, tätowiert, perforiert oder sandstrahlt. So fügt sie in die Oberflächen von sowohl gefundenen als auch selbst produzierten Materialien verschiedene Zeichnungen und Texte ein, die in einen Dialog mit den persönlichen und gesellschaftlichen Bedeutungen der Objekte treten.
Wie sie ihre Medien wechselt und neu miteinander verknüpft, so tauscht Nast auch ihre Rollen. Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin ist sie Betreiberin des Modelabels »Fack Fushion«, Tätowiererin, Buchgestalterin, Mutter und Mitbegründerin des Kunstvereins St. Pauli. Angeregt durch verschiedene Kontexte eröffnet sie in »M wie mood« nicht nur eine Auseinandersetzung mit Erinnerung, Care-Arbeit, Geschlecht und Affekt, sondern legt auch die Brüche und Überlagerungen der verschiedenen Rollen von Frau*- und Künstler*in-Sein offen.
In Foto- und Videoarbeiten, Zeichnungen und bronzierten Skulpturen verschränkt Nast dabei autobiografische Elemente mit feministischen, kunsthistorischen und popkulturellen Referenzen. Ein wiederkehrendes Objekt ist ihre Alocasia macrorrhiza (im Volksmund Elefantenohr), eine Zimmerpflanze und treue Wegbegleiterin der Künstlerin, die seit vielen Jahren einen Platz in ihrem Hamburger Atelier hat. Die Alokasie ist nicht nur in die Kolonialgeschichte botanischer Gärten verstrickt, sondern auch Teil von Nasts Familie, und findet wie alle Familienmitglieder regelmäßig Eingang in die künstlerische Auseinandersetzung.
Im Kunstraum München trifft dieses palmenartige Gewächs auf Bilder von Zahnabdrücken der Künstlerin, die als Träger für Schmuck und Botschaften fungieren (»Zähneknirschen mit Bling-Bling!«) und auf eine tätowierte Urne.
Fast meint man, einen pulsierenden Beat zu spüren, der sich über das Gesamtgefüge legt und dabei eine Wandarbeit aus Erdnüssen streift (»was haben Alokasien mit Erdnüssen zu tun?«) bis er sich im Sonnenuntergang eines raumgreifenden Videos auflöst – »into the nasty universe, vom feeling her!«
Zur Finissage am Sonntag, 6. Juli 2025, ab 12 Uhr, lädt die Künstlerin zu einem ihr noch unbekannten Programm ein. (»Kommt auf den mood und das money an!«)
Weitere Informationen folgen kurzfristig. Alles, was wir bisher wissen:
»Finissage – (Some mood in the meantime)(Stimmung in der Zwischenzeit)
In einem moody & hybriden Zusammenspiel von Analogem und Digitalem erforscht das nasty Rahmenprogramm die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Ding.
Haut kommt vor. Mood kommt vor. Depends.
Die Arbeiten von Nast kreisen um Identität, Weiblichkeit und soziale Normen und eröffnen dabei Zwischenräume des Wandels. Was bedeutet es, die Gestalt wechseln zu können, in einer manchmal magischen Welt? Getting lost.
Wann, wie, wo – bleibt offen. Abhängig vom Mood entstehen kurze Zwischen-Intermezzi, deren Bekanntgabe kurzfristig erfolgt.
Ein Ort des discovery, Entdeckung und Begegnung – zumindest mal von Möglichkeiten.
Ja, ey, maybe paradise im jardin de regrets.«
Franziska Nast ist bildende Künstlerin, Buchgestalterin und Fashion Designerin und arbeitet in den Bereichen Zeichnung und Multimedia. 2011 schloss sie ihr Studium in Bildender Kunst und Kommunikationsdesign an der HBK Braunschweig ab. Seit 2007 praktiziert sie als Schülerin und Freundin des Tätowierers Herbert Hoffmann das Tätowieren. Daneben ist sie Mitgründerin des Kunstvereins St. Pauli in Hamburg, mit dem sie seit 2006 experimentelle Ausstellungsformen im urbanen Kontext entwickelt. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet Nast mit Metamorphosen von Techniken und Zeichnungen, wobei die Arbeitsmethoden und Materialien immer wieder hinterfragt und in verschiedenen Bereichen neu interpretiert werden.
Nast hat national und international ausgestellt, darunter im Kunstverein Wolfsburg (2024), im Kunsthaus Hamburg (2021) oder im Kunstverein Miagao, Philippinen (2020). Ihre erste museale Einzelausstellung fand 2023 im Arp Museum, Bahnhof Rolandseck, statt. Sie erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen, darunter das Hamburger Zukunftsstipendium (2021) und das NEUSTART KULTUR-Stipendium der Stiftung Kunstfonds (2022). Nast ist Mutter von zwei Kindern.